Der sekundäre Sektor
Entwicklung und Bedeutung der Industrie
„Bis zur Einführung der Bandweberei war Ohorn ein reines Bauerndorf.“ Wie bereits in der Geschichte beschrieben, war es Michael Prescher, ein alter Bandmacher, der mit seinem Unternehmungsgeist um 1740 ein bisher unbekanntes Gewerbe aufbaute: Die Bandweberei. Den entscheidenden Schritt in der wirtschaftlichen Entwicklung Ohorns zur „Bänderstadt“ konnte Prescher auf Grund seines Todes nicht mehr machen. Erst sein Lehrling, Andreas Rammer, gelang 1790 mit seinem Erwerb von mechanischen Webstühlen die industrielle Produktion in der Bandindustrie. Ab 1824 gründeten sich zahlreiche Bandwebereien . Die Entwicklung Ohorns zur Bänderstadt bzw. Industriestadt war nicht leicht, denn die Rittergutsherrschaft versuchte mit allen Mitteln, diese Entwicklung zu stoppen. „Die Bandmacher wurden der Herrschaft zu selbstständig und widerspenstig.“ Bereits kurze Zeit später hatten die Bandwebereien Probleme mit dem Wasserstand der Pulsnitz. Durch die großen Dürreperioden konnten die Wasserräder der Fabriken nicht mehr angetrieben werden. Viele Weber und Bandmacher arbeiteten zu dieser Zeit nur noch temporär an den Webstühlen. In diesen so genannten Krisenjahren wurden viele Firmen in den Bankrott getrieben. 1880 war diese Stockung überwunden und die Absatzmärkte nach Leipzig und Frankfurt/Oder erweitert. In den Gründerjahren zwischen 1888 - 1891 gründeten sich viele neue Webereien. Somit kann man sagen, dass die Bandweberei der wichtigste Industriezweig in Ohorn war.
Die Bandweberei
Wie bereits in Kapitel 4.2.1 Entwicklung und Bedeutung der Industrie spielte die Bandweberei die wichtigste Rolle auf dem Weg zur Industriestadt. Deswegen ist deren Geschichte von besonderer Bedeutung.
Ab 1780 rasselten in Ohorn die Webstühle. Im Zuge der Industrialisierung wurde das Verlangen nach effektiverer und billigerer Produktion immer größer, so dass im Jahre 1824 von Friedrich Joseph Rammer die bis heute bestehende Bandweberei gegründet wurde. Zu verdanken hat Ohorn die schnelle Entwicklung der Bandweberei Michael Prescher, der die industrielle Revolution in Ohorn ankurbelte. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wurden in Ohorn drei große Bandweberein gegründet, aber auch in jedem Haus wurde hart an den Webstühlen gearbeitet. Das Geschäft florierte, so dass weitere benötigte Industriezweige entstanden. Die großen Bandwebereien forderten immer bessere und effektivere Technik. Der bis heute bestehende Betrieb C. H. Schäfer lieferte die nötigen Maschinen. „Die Bandindustrie hat sich allmählich zum Hauptindustriezweig unseres Ortes entwickelt.“ Sie arbeitete mit 500 Webstühlen und zahlreichen weiteren Maschinen. Als die Arbeitsbedingungen immer härter wurden und der Konkurrenzkampf immer größer wurde, mussten die Bandwebereien schließen. Der schlechte Geschäftsgang in der Bandbranche zum Ende des 19. Jahrhunderts war die Ursache, dass eine Firma nach der anderen einging. Nur die Firma Friedrich Joseph Rammer überdauerte alle Krisen und hat bis heute ein wirtschaftlich hohes Potenzial.
Industrieanlagen heute
Obwohl Ohorns Industrie maßgebend immer noch von der Bandweberei geprägt ist, wurden auch ganz neue Industriezweige erschlossen. Neben der Textilbranche werden heute die Metallindustrie, das Baugewerbe und die Autoindustrie bedient. Trotz des weiten Betätigungsfeldes ist die Industrie nach 1990 stark reduziert wurden. Im Kerngebiet des Ortes findet man noch die Maschinenindustrie C. H. Schäfer und die Bandweberei Rammer. Alle anderen Industrieanlagen wurden in das Gewerbegebiet Bretnig – Ohorn ausgelagert. Ein Grund dafür ist der zunehmende, nach Erholung suchende Tourismus.
Wirtschaftschancen und –probleme
Um Wirtschaftschancen und –probleme beurteilen zu können, muss man eine Standortanalyse machen. Standortfaktoren spielen dabei eine wichtige Rolle.
Das Gewerbegebiet Bretnig – Ohorn verdankt seinen Erfolgen größtenteils dem Autobahnanschluss Ohorn zur Autobahn 4. Außerdem eine zentrale Lage in Sachsen. Somit ist es von Ohorn aus möglich die östlichen Nachbarländer schnell zu erreichen. Dadurch werden Transport- und Güterkosten gesenkt. Das Gewerbegebiet bietet eine Vielzahl positiver Eigenschaften, wie z. B. gute Energieversorgung, geregelte Abfallentsorgung durch den Landkreis und Verfügbarkeit der Arbeiter. Ohorn hat somit gute Chancen, ein kleiner Wirtschaftsstandort zu sein. Probleme treten aber auf, so berichten die Arbeitgeber, dass es häufig an qualifizierten Arbeitskräften fehlt und dass die Energie- und Lohnkosten zu hoch wären. Die im Gewerbegebiet Bretnig – Ohorn angesiedelten Betriebe werden natürlich versuchen, den Standort zu erhalten, aber steigende Kosten bringen im Endeffekt auch Entlassungen einiger Arbeitskräfte mit sich.