Ohorn – Das Bürgerportal

Ohorns Wälder

Drei Waldgebiete umgeben unseren Ort. Im Nordosten ist es der 403 ha große sogenannte Oberbusch oder das Luchsenburg-Revier, im Südwesten liegen die Hufe und der staatliche sogenannte Niederbusch.

Der Oberbusch ist der ehemalige Rittergutswald. Er wechselte bereits mehrmals den Besitzer. Als die Rittergutsherrschaft sich in Geldschwierigkeiten befand, verkaufte sie 1931 den Wald an den Fabrikanten Grobe in Oberfrohna für 300.000 Mark. 1936 ging der Besitz an die Pulsnitzer Rittergutsherrschaft von Helldorf über. 1945 kam der Wald im Zuge der Bodenreform in staatliche Verwaltung, er trägt die Bezeichnung: Volkswald, Forstrevier Luchsenburg. Der Oberbusch ist ein herrliches, zusammenhängendes Waldgebiet. Vom Schleißberg erstreckt sich das grüne Meer bis hinauf an den Kamm der Bergkette. Der Tellerweg (= Weg durch die Delle) führt mitten hindurch. Er beginnt am Osthang des Schleißberges als Fortsetzung der Dorfstraße und führt uns am Steinbruch am Hirschberg vorbei. Der Steinbruch ist für den Geologen sehr interessant. Die hier vorkommende Grauwacke ist durch aus der Tiefe emporsteigende glutförmige Massen umgewandelt worden, auch haben sich Metalldämpfe niedergeschlagen, die als Eisen-, Magnet- und Kupferkies hier in einer Erzader zutage treten. Nach dem Kreuzen des Mühlweges führt uns der Tellerweg an der ehemaligen Ziegelscheune vorbei. Lange Zeit bildeten die Ueberreste der Scheune eine malerische Ruine. Dort befanden sich früher auch zwei Wohnhäuser und der Ziegeleiteich. Unser Weg führt uns auf dem ehemaligen Teichdamm entlang, kreuzt die Luchsenburgstraße und Taubenbrückenweg und endet schließlich an der Hempeleiche im Schweinegrund. Das Waldstück vom Schweinegrund bis hinauf ans Ende der Hochsteinstraße heißt die Karpfenschnauze, es gehörte zur Herrschaft Bischheim und ging erst später in Ohorner Besitz über.

Auf dem Taubenbrückenweg gelangen wir zum historischen „Knotensteg“. Mit ihm hat es folgende Bewandtnis:

Eine Anzahl Ohorner Hausweber arbeiteten vor vielen Jahren für die Bandfabrik in Ossel im Wohlaer Ländchen. Allwöchentlich trugen sie auf dem Rücken die fertige Ware hinüber und kamen mit Garnhucken beladen wieder zurück. Sie hatten die kürzeste Strecke quer durch den Wald erkundet. Um den Weg nicht zu verfehlen, brachten sie Wegezeichen an: Sie legten schwache Fichtenäste und Zweige in Schleifen und zogen sie zu Knoten zusammen. Im Laufe der Jahre sind diese Knoten verwachsen. Wer offenen Auges durch unsere Wälder streift, kann diese alten Wahrzeichen heute noch entdecken. Das Forsthaus auf dem Schleißberg war ursprünglich ein Lusthaus der Pulsnitzer Rittergutsherrschaft. Es hieß „Belvedere“, d. h. „Schöne Aussicht“. Ein alter Chronist schreibt: „Ob, was häufig geschieht, eine Gesellschaft aus Pulsnitz sich da oben ergötzt, erkennt man viele Meilen weit an der ausgesteckten Fahne.“ 1861 wurde das Belvedere der Sitz des Försters. Der Schleißberg heißt seither im Volksmunde der Försterberg. Bis 1873 war es Förster Frey, dann Mauke, und von 1927 an residierte im Forsthaus Oberförster Russig. Er ist allen alten Ohornern noch in lebhafter Erinnerung. Er war während seiner dreißigjährigen Amtstätigkeit für Ohorn eine gewichtige Persönlichkeit. Er traf für seine Herrschaft oft recht selbstherrliche Entscheidungen und entschied über Wohl und Wehe der Gemeinde. Er hatte verschiedene Passionen. Berühmt waren seine Dahlienanlagen am Forsthaus.

Ueber das Forsthaus Luchsenburg, das inmitten der schönen Wälder liegt, finden sich nähere Angaben im Abschnitt: Ohorns Gasthäuser.

Der Niederbusch reichte früher bis an die heutige Bezirksstraße heran, die sogenannten Waldhäuser standen am Rande des Waldes. Vom Gasthof zur Eiche führte ein schlechter, enger Waldweg nach der Fuchsbelle. Heute erstreckt sich hier die sogenannte Doktorsiedlung. An Waldwegen seien erwähnt der kurze und der lange Flügel. Der kurze Flügel dient als Verbindungsweg zwischen Ohorn und Großröhrsdorf, der lange Flügel ist ein schöner Wanderweg nach Radeberg.

Der Niederbusch geht nach Westen in die Hufe über. Die Hufe war der ehemalige Waldbesitz der Rittergutsherrschaft von Pulsnitz. Schön ist das Gebiet am Buchberg. Auf dem Bretniger Steg können wir über den munteren Pulsnitzbach weg und vorbei an uralten Eichen nach Pulsnitz gelangen. Die Hufe ist heute aufgeteilt an eine Reihe Neubauern, leider ist der schöne Baumbestand durch umfangreiche Kahlschläge sehr gelichtet worden.