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Interview mit seiner Tochter Ingrid Hubbert, geb. Horn

Ohorn, 04.01.2010 14.00 Uhr

Wie würdest du Max Oswin Horn mit nur drei Wörtern charakterisieren?
Er war belesen, vielseitig interessiert und sehr zuverlässig.

Welche war seine positivste, welche seine negativste Charaktereigenschaft?
Er war aufgeschlossen sowie offen für alles Neue und kannte sich in vielen Bereichen des Lebens aus. Jedoch war er manchmal recht schusselig und da er ein starker Raucher war, oft ziemlich unaufmerksam gegenüber seiner Kleidung. Ihm war es beispielsweise egal, ob nun Ascheflecken oder gar Einbrände auf seiner Hose oder seinem Hemd waren.

Wie wurde seine Liebe zum Schreiben bei euch zu Hause bemerkbar?
In unserer Stube stand ein Schreibtisch, an dem Vater oft saß, beschäftigt mit der Aufzeichnung seiner Gedanken. Vieles schrieb er dann mit seiner Schreibmaschine ab. Ich erinnere mich auch sehr gut daran, dass er bei seiner Arbeit auf dem Feld und im Stall immer Zettel und Bleistift in seiner blauen Arbeitsjacke hatte. Ich weiß auch, dass hin und wieder ein Vertreter der Leipziger Akademie, ein Dr. Protze, zu Besuch kam, um sich mit Vater über seine Mundartforschung auszutauschen. Einige Jahre später zeigte Vater mir stolz eine Auszeichnung, die er von den Leipzigern erhalten hatte.

Wie hast du seine Beschäftigungen mit der Ohorner Mundart bzw. sein Schreiben von Gedichten und Geschichten als Jugendliche/ junge Erwachsene miterlebt?
Wenn ich während meines Studiums aus Leipzig nach Hause kam, zeigte mir Vater gleich, was er in der Zwischenzeit geschrieben hatte und ich musste mein Urteil darüber abgeben.

Wem hat dein Vater seine geschriebenen Werke vorgetragen?
Mein Vater hat sein Geschriebenes stets zuerst seiner Familie vorgelesen. Er hat aber auch zu vielen Feiern im Verwandtenkreis sein eigens dazu Gedichtetes vorgetragen, wie z. B. zum 75. Geburtstag meiner Mutter, zur Hochzeit seiner Nichte Reingard oder zum 60. Geburtstag seiner Schwägerin Toni. Auch anlässlich anderer Feierlichkeiten, wie zum 10. Jahrestag der LPG „Bergland“ oder seiner Goldenen Konfirmation hat er spezielle Gedichte verfasst. Außerdem trug er seine Geschichten oftmals bei Veranstaltungen der Volkssolidarität vor und das nicht nur in Ohorn, sondern er wurde dazu auch nach Pulsnitz eingeladen.

Wurdest du nach dem Tod Max Oswin Horns auf seinen Erfolg angesprochen?
Einige Jahre nach Vaters Tod setzte sich Herr Kaiser, der die Ohorner Ortschronik führt, mit mir in Verbindung und bat mich, das Geschriebene meines Vaters für die Chronik zur Verfügung zu stellen. Daraufhin habe ich die Geschichten und Gedichte mit der Schreibmaschine abgetippt und Herrn Kaiser übergeben. Dasselbe erhielt Ende der 90er Jahre das Ohorner Gemeindeamt, woraus dann das Buch „Ömm´n Schleeßbarg römm“ entstand. Schade, dass mein Vater nicht mehr miterleben konnte, wie seine Mundartforschung verehrt wurde.