Ohorn – Das Bürgerportal

Allgemeines über Ohorn

Steh ich auf Bergeshöhn …

Viel zu selten steigen wir Ohorner einmal hinauf auf die Berghänge hinter unserem Ort. Aber hat man sich doch einmal losgerissen und hat die Alltagssorgen da unten gelassen und man steht nun an der Bank oben am Schleißberg — dann kann man sich gar nicht satt sehen an dem herrlichen Landschaftsbild. Direkt zu unseren Füßen liegt unser altes, liebes Heimatdorf mit seinen freundlichen Häusern, den wohlgepflegten Gärten, den frisch-grünen Wiesen und den wogenden Aehrenfeldern. Zu unserer Rechten erblicken wir durch die Bäume hindurch den idyllischen Ortsteil Gickelsberg. Verstreut liegen die sauberen Häuser am Hange des Schwedensteins inmitten der Wiesen und Felder, und wir wundern uns, daß der Gickelsberg noch nicht als Sommerfrische entdeckt ist. Ueberragt wird er vom 417 Meter hohen Schwedenstein. Unterhalb Ohorns entdecken wir ein Stückchen von Pulsnitz, der alten Pfefferkuchenstadt und Geburtsstadt des Bildhauers Ernst Rietschel. Anschließend sehen wir die langen Reihendörfer Friedersdorf und Oberlichtenau bis hin zum mächtigen zweigipfeligen Keulenberg.

Hinter Pulsnitz, uns gegenüber, steigen die Hange des Eierberges empor, wir entdecken das Waldhaus am Eierberg, rechts davon die Kirchturmspitze von Lichtenberg. Links vom Eierberg dehnen sich große Wälder aus, sie reichen als die Heide bis nach Dresden hin. Dresden ist 35 km von uns entfernt. Nicht weit hinter Ohorn hebt sich der Großröhrsdorfer Kirchturm über die Baumspitzen hinweg. Am weitesten reicht unser Blick, wenn wir uns nach links wenden. Wir erblicken die „Röder“, einen Ortsteil unseres zertragenen Ortes.

Ueber den Brettmühlteich hinweg sehen wir unseren Nachbarort Bretnig mit seiner stattlichen Kirche, weiter hinten erhebt sich als kleines Landschaftsjuwel die vieltürmige Stadt und Burgruine Stolpen. Und ist das Wetter einigermaßen klar, so erblicken wir dahinter die Berge des Elbsandsteingebirges, vor allem den Großen Zschirnstein, den Hohen Schneeberg, auf dem wir manchmal sogar den Aussichtsturm sehen können, und schließlich die langen Bergrücken des Erzgebirges.

Ja, wunderschön ist es hier oben, und hier oben war es, wo unser alter, lieber Oberlehrer Sticht den Plan faßte, eine Ortschronik zu schreiben, in jahrelanger, mühevoller Arbeit trug er alles zusammen, was ihm interessant und wissenswert erschien. Seine sechsbandige handschriftliche Chronik diente als Unterlage für die hier vorliegende Heimatschrift. Dieses Heimatbuch will nichts anderes als das, was Rudolf Sticht seiner Chronik auf den Weg gegeben hat: „So möge die von der Liebe zum Orte Ohorn geleitete Chronik ihren Weg in die Hauser und Herzen der Einwohner finden und tiefe, unauslöschliche Liebe zur Heimat in den Herzen derselben entzünden!“

Wenn wir aber auch einmal nach Norden und Nordosten schauen wollen, so müssen wir den Schwedensteinturm besteigen. Zu unseren Füßen liegen die langgestreckten Dörfer des Haselbachtales, Obersteina, Möhrsdorf, Gersdorf, Bischheim, und ganz hinten an den Hängen der Kamenzer Berge Häslich mit seinen Steinbrüchen. Wir erblicken die gesamte Bergkette des Nordwestlausitzer Berglandes. Der höchste Berg ist der 449 Meter hohe sagenreiche Hochstein, auch Sibyllenstein genannt. Sein Nachbar ist der Ohorner Steinberg mit Steinbrüchen am Burgstall. Der Burgstall ist eine alte, leider ziemlich zerfallene Schanze, die uns von harten Kämpfen zwischen Deutschen und Sorben erzählen könnte.

Der nächste, langgestreckte Bergriese ist der Schwarze Berg. Eine alte sorbische Sage erzählt, daß diese drei Berge verzauberte Riesen sind, die die Wacht halten müssen vor den germanischen Eindringlingen ins Wendenland. Die Bergkette setzt sich fort in Brandhübel mit Kalberberg, Hennersdorfer Berg, Heiliger Berg (früher stand hier eine Wallfahrtskapelle) bis zum Kamenzer Hutberg. Hinter diesen Bergen beginnt die Lausitzer Tiefebene, im Nordosten ist die sogenannte Klosterpflege. Wir erkennen die Klosterkirche St. Marienstern mit ihrem Dachreiterturm. Weiter im Norden erstrecken sich die endlosen Kiefernwälder, nur zuweilen unterbrochen durch die Schornsteine von Ziegeleien und Kohlenwerken.