Ohorn – Das Bürgerportal

Aus grauer Vorzeit

Wohl dem, der seiner Väter gern gedenkt, der froh von ihren Taten, ihrer Größe den Hörer unterhält und, still sich freuend, ans Ende dieser schönen Reihe sich geschlossen sieht.

(Goethe: Iphigenie auf Tauris)

Unsere Gegend in frühester Zeit

Unsere Heimat war bis zum Ende des ersten Jahrtausend unserer Geschichtsrechnung bedeckt von undurchdringlichen, feuchten Wäldern, in denen Bären und Wölfe hausten. Nur selten versuchte ein Mensch bis an unsere Berge vorzudringen. Seit dem sechsten Jahrhundert hatte sich zwar ein slawischer Volksstamm — die Sorben — in der Lausitz angesiedelt. Diese Menschen waren im Zuge der Völkerwanderung auf der Suche nach günstigen Weideplätzen für ihr Vieh aus den ebenen Gegenden Rußlands gekommen. In den offenen Tälern, an Quellen und Bächen, im flachen Lande nördlich unserer Bergkette siedelten sie sich an. Die wilden Gebirgsländer mieden sie. Der hölzerne Hakenpflug war dem steinigen Boden nicht gewachsen, der fette Lößboden der heutigen Klosterpflege sagte ihnen mehr zu. So blieb unsere Ohorner Flur weiterhin unbesiedelt. Um das Jahr 1000 begann von Meißen her die sogenannte Kolonisation durch deutsche Ritter, Das Land wurde durchsetzt mit Burgen und Rittersitzen, man ließ zwar den Sorben in unserer Gegend ihre Wohnsitze, war aber bestrebt, die noch unbewohnten Wald- und Heidegebiete mit deutschen Bauern zu durchsetzen, um dadurch das Land fest in die Hände zu bekommen., Im Westen Deutschlands, in Franken, Bayern, Thüringen war die Bevölkerung stark angewachsen, viele junge Bauernsöhne konnten kein eigenes Land zum Bewirtschaften bekommen, gern folgten sie dem Ruf nach Osten. Ein reges Leben herrschte nun auf der alten Handelsstraße von Leipzig her über Königsbrück nach Kamenz, lange Züge Auswanderer mit Weib und Kind, mit Pferd und Wagen strebten unserer Lausitz zu. Der Burgherr von Kamenz teilte sie auf in kleine Trupps, die von einem wegekundigen Anführer, dem Lokator, zu ihrem neuen Wohnplatz geführt wurden. Die neugegründete Siedlung wurde nach ihrem Lokator benannt oder auch nach der Herkunft der Siedler, zuweilen auch nach der Eigenheit der Landschaft. Friedersdorf ist nach dem Lokator Frieder oder Friedrich benannt, Großröhrsdorf hieß Großrüdigersdorf, Frankental wurde von Franken besiedelt, Schwosdorf von Schwaben, Steina war eine steinige Gegend und wo viele Ahornbäume standen, gründete man den Ort Ahorn — unser Ohorn.