Allgemeines zur Mundart
Oft wird behauptet, dass die Mundart eine schlechte, falsche oder gar liederliche Ausdrucksform der hochdeutschen Sprache sei. Jedoch ist sie dies keinesfalls. Sie ist neben dem Hochdeutschen, das aus Mundarten und Dialekten entstand, tatsächlich die älteste Sprachform und Sprache und somit ein Zeugnis unserer Vorfahren. Die Mundart wird von Generation zu Generation weitergeleitet und bleibt dadurch über Jahrhunderte hinweg erhalten. Ihre Wurzel hat sie im Alt- und Mittelhochdeutschen. Die wesentliche Eigenschaft der Mundart ist es, Begriffe bildlich auszudrücken. Wenn beispielsweise jemand einer Sache überdrüssig ist, sagt er: „S hängd een dson Hoalse raus“, womit gemeint ist “Es hängt einem zum Hals raus“ (Ohorner Mundart). Außerdem werden durch sie das Wesentliche und der Charakter einer Landschaft oder eines Landschaftsgebietes widergespiegelt, wo eine bestimmte Mundart gesprochen wird. Das Volk allein prägt die Entwicklung dieser, sie ist zu Haus auf der Straße, in der Familie und überall dort, wo Menschen in lebendiger Sprache miteinander verkehren. Trotz dem ist sie die Sprachform mit der geringsten kommunikativen Reichweite. So kann sie bereits im Nachbarort als unbekannt oder ortsfremd anerkannt werden.
Heutzutage ist die Ohorner Mundart, wie sie noch immer von gebürtigen Ohornern gesprochen wird, nicht mehr die, die sie einst bei Vorfahren war und wie sie von diesen überliefert wurde. Denn durch die Zunahme an Industrie im Ort Ohorn, welche den Zuzug auswärtiger Arbeitskräfte und daher heimisch gewordene Umsiedler mit sich brachte, gingen viele Wortbelege, die nach der Jahrhundertwende von allen Einheimischen in Gebrauch gewesen waren, verloren. Nur auf dem Gickelsberg ist noch immer ein Teil ihres Ursprungs tatsächlich erhalten geblieben. Das heute Hinterlassene ist eine Sprache, an die bloß noch die Lautung anklingt.
Leider geht durch den immer weiter fortschreitenden Verfall der Ohorner Mundart ein großer Teil der Eigenart und des alten Volkstums der Heimat verloren und es schwindet somit auch ihre Bedeutsamkeit allmählich. Um einem noch größeren Verfall entgegenzusteuern und das noch Übriggebliebene der Mundart langfristig zu erhalten, begann Max Oswin Horn nach dem Zweiten Weltkrieg, sich mit der Mundart in Ohorn zu befassen und zeichnete ab 1955 gesammelte Mundartausdrücke und –wörter auf.