Ohorns Kulturstätten
Unsere Schule
Unser heutiges Schulgebäude feierte im Ohorner Festjahr 1949 sein siebzigjähriges Bestehen, und die Mehrzahl der heutigen Ohorner hat sich dort das geistige Rüstzeug für das Leben geholt. Gern erinnern sich unsere Alten der früheren Lehrer. Mit der Erinnerung an sie wird zugleich die längst vergangene Schulzeit mit Freud und Leid wieder lebendig. Wenn ein Jahrgang zur „Silbernen Konfirmation“ wieder zusammenkommt, dann findet das Erinnern und Erzählen kein Ende, von der Zuckertüte an über die Schulfeste bis zur „Schnittelreese“ wird alles wieder lebendig. Nach dem bereits genannten Lehrer Beckel war von 1898 bis 1901 Adolf Tittmann erster Lehrer in Ohorn. Tittmann war auch der erste Büchereiverwalter der 1900 gegründeten Ohorner Volksbücherei. Zweiter Lehrer war in derselben Zeit Friedrich Otto Kossack und dritter Lehrer der 1874 in Mülsen, St. Jakob, geborene Kurt Ostermai. Ostermai wurde 1901 zweiter ständiger Lehrer, 1924 wurde er Schulleiter. Seit 1926 war er Oberlehrer. 1937 wurde er pensioniert. Er amtierte 39 Jahre lang in Ohorn, und jedem Ohorner ist der „alte Ostermai" noch heute ein Begriff. Am 15. März 1939 ist er nach schwerem Leiden an Herzbeutel-Wassersucht gestorben.
Nach Tittmanns Weggang war die erste Lehrerstelle mit dem am 2. August 1863 in Dresden geborenen Karl Rudolf Sticht, unserem Chronisten, besetzt. In voller Rüstigkeit und Schaffensfreude wurde Sticht 1924 von der PersonalAbbau-Verordnung betroffen. Mit Vollendung des 60. Lebensjahres wurde er in den Ruhestand versetzt. Für uns Ohorner hatte diese vorzeitige Pensionierung das Gute, daß Oberlehrer Sticht nun Zeit und Muße fand, die Ohorner Chronik zu schreiben. Die Zeitung brachte anläßlich seiner Verabschiedung folgende Würdigung:
„Reichlich 23 Jahre von seiner 41jährigen Amtstätigkeit hat unser Herr Oberlehrer Sticht in unserem Orte segensreich gewirkt und einer Generation den Stempel seiner Persönlichkeit aufgedrückt. Möge Herr Oberlehrer Sticht in voller Gesundheit noch lange die Früchte seines Fleißes und seiner seltenen Amtstreue schauen und genießen.”
Der Wunsch ist in Erfüllung gegangen. Sticht starb 1945 im Alter von 82 Jahren.
Im Folgenden seien noch einige der vielen Ohorner Lehrer genannt: Richard Friedrich Hellriegel, der in der Lausitzer Turnerschaft bekannt und führend war, Richard Alfred Werner, Max Roßig, Georg Damme, Paul Schindler, Walter Schölzel, Katherina Schmidt, Fritz Tschiersich, Walter Stübner, Elsa Fremder, Annemarie Möckel, Max Hofmann, Fritz Aurisch, Herbert Wendt, der Nachfolger Ostermais.
Ende 1945 erfolgte eine völlige Neubesetzung der Ohorner Lehrerstellen, da sämtliche Lehrer Mitglieder der NSDAP waren.
1949 gehörten zur Ohorner Lehrerschaft: der Altlehrer Stief als Schulleiter, die Neulehrer: Erke, Lauke, Müller, Weitzmann, Frau Mager, Frl. Roßig und Frl. Ohlich.
Durch das Gesetz zur Demokratisierung der deutschen Schule wurde auch die Ohorner Schularbeit neu gestaltet. Die Lehrpläne stellen weit höhere Anforderungen an die Grundschule als bisher. Russischer Sprachunterricht wurde verbindlich für alle Schüler. Schulspeisungen wurden eingerichtet. Während der Ferien werden die Kinder in Lagern betreut. Das Schulgebäude ist nicht mehr zureichend für die neuen Aufgaben. Neue Möbel müssen beschafft werden, der Bau einer Wasserleitung wird immer dringender, neue Abortanlagen sind geplant. Ein Schulgarten als unentbehrliches Hilfsmittel für einen neuzeitlichen Biologie-Unterricht ist im Entstehen.