Pfefferküchlern auf die Finger schauen
Eine Jagd nach duftenden Gewürzen bereiten die Pulsnitzer Pfefferküchler gemeinsam mit dem Stadtfilius vor. Zum Tag der offenen Pfefferküchlerei am Sonntag, 13. April, sind zum Mitjagen alle eingeladen.
Immer der Nase nach heißt es am kommenden Sonntag, zwischen 10.00 und 17.00 Uhr, für Familien, Freunde, Ehepaare oder Einzelkämpfer. Sie alle können sich auf die erste und bisher einzige Suche nach den Geheimnissen des Pfefferkuchens und der Pulsnitzer Stadtgeschichte begeben. Organisiert haben den Pfefferkuchenerlebnispfad die Mitglieder der Pfefferküchlerinnung, ihnen voran Innungsobermeister Lutz Tenne und der Pulsnitzer Stadtfilius.
Anlass für diese Schnitzeljagd auf den Spuren der Pulsnitzer Pfefferküchler ist das 450-jährige Jubiläum des Pfefferkuchenbackens in Pulsnitz. Belegt wird es durch eine Urkunde, datiert auf den 1. Januar 1558, die es den Bäckern der Stadt erlaubt neben Brot auch Pfefferkuchen herzustellen. Heute gibt es immer noch neun Betrieb in Pulsnitz, die diese beliebten Gewürzkuchen das ganze Jahr über herstellen. „Durch ihren Zusammenhalt haben sie die schlechten Zeiten – die Braune Zeit und den Sozialismus – überstanden“, sagt Lutz Tenne stolz.
Aber immer noch hütet jeder Pfefferküchler sein Geheimnis und mischt die Zutaten nach in der Familie überlieferten Rezepten. Ein Blick hinter die Türen der Handwerksbetriebe war deshalb für Uneingeweihte noch nie möglich. Offene Backstuben hat es in der 450-jährigen Geschichte der Pfefferküchler ebenfalls noch nicht gegeben. Am 13. April haben Besucher also erstmals Gelegenheit den Pfefferküchlern auf die Finger und in den Ofen zu schauen. „In jedem Betrieb gibt es außerdem einige Überraschungen zu erleben“, verrät Innungsobermeister Tenne. Selbstverständlich darf auch probiert werden.
Die Idee für den Erlebnispfad entstand ganz spontan im Herbst vergangenen Jahres als die Pfefferküchler über den Tag der offenen Tür nachdachten. „Wir wollten eine Aktion finden, von der alle gleichermaßen profitieren“, sagt Lutz Tenne. Deshalb heißt es auf der Karte, die am Sonntag in allen
Pfefferküchlereien in Pulsnitz ausliegt: In der Schlossbäckerei sind die Gewürze ausgegangen und nun solle man der Magd Marijana helfen, neunerlei Gewürz für die Pfefferkuchen in Pulsnitz zusammenzusuchen.
Das Besondere dieser Suche: Sie kann bei jedem der neun Pfefferküchler beginnen. Für jeden Besuch gibt es einen Stempel und zum Schluss eine Überraschung. Um alle Gewürze in Form von Stempeln auf der Karte zusammenzubekommen, müssen die Sammler den Hinweisen in den Pfefferküchlereien und der Stadt folgen und einige vielleicht auch knifflige Aufgaben lösen. Für den Weg zwischen den einzelnen Stationen brauche man im langsamen Spazierschritt 90 Minuten, so Tenne. Nebenbei erfährt man Wissenswertes über die Stadtgeschichte und die Pfefferküchler von Pulsnitz, die als einzige in Deutschland das Pfefferkuchenbacken noch im Handwerk ausüben.
Wie viele Besucher sich am Sonntag auf die Spur der Pfefferkuchen begeben, kann und will Lutz Tenne nicht abschätzen. Viel wird natürlich auch vom Wetter abhängen. Er und seine Innungskollegen hoffen auf regen Zuspruch. „Stempelkarten liegen in ausreichender Zahl in allen Backstuben bereit“, versichert der 61-Jährige, der der Zweitälteste in der Pfefferküchlerinnung ist. Die meisten anderen Mitglieder sind zwischen 30 und 40 Jahre alt. Nachwuchssorgen hat der Inhaber der Pfefferküchlerei Karl Handrick ebenfalls nicht. Sein Sohn ist seit einigen Jahren Meister und wird voraussichtlich im kommenden Jahr den Betrieb übernehmen.
Damit auf dem Pfefferkuchenerlebnispfad in Pulsnitz für alle Teilnehmer die gleichen Bedingungen herrschen, kann die Runde in zwei Richtungen absolviert werden. Hilfe solle man sich nur bei der Magd Marijana und dem Nachtwächter holen, denn die anderen Besucher könnten einen in die Irre leiten. Außerdem macht nur das Selbertüfteln richtig Spaß und man kann die Überraschung zum Schluss in vollen Zügen genießen.
Quelle: Oberlausitzer Kurier